Dein Name

    Deine E-Mail-Adresse

    Worum geht's?

    Startseite » Moin.

    Moin.

    Lesezeit: ca. 4 Minuten

    Laufen mit CED. Geht das? Ja klar.

    Manchmal besser. Manchmal auch schlechter.

    Manchmal ist laufen kacke. Aber meistens ist’s einfach nur das Beste.

    Ich selbst finde ja Geschichten von Menschen, deren Leben nicht schnurgerade verläuft, selbst immer am interessantesten.

    Als Betroffener (den Begriff „betroffen“ mag ich eigentlich gar nicht so richtig – hab aber tatsächlich grad auch keinen besseren) einer CED, bei mir Colitis ulcerosa, kann ich von Kurven und auch von Bergen und Tälern echt ein Lied singen. Und das mittlerweile mein halbes Leben. Erstaunlicherweise war rückblickend keiner der Wege ne Sackgasse, auch wenn es manchmal im ersten Moment so schien.

    So sieht er also aus.

    Dieses Bild hat die großartige Künstlerin astroznailcomics von mir gezeichnet

    Ich bin Mario. Mitte 40 und finde es selbst total spannend zu erfahren, wie andere Menschen trotz aller möglicher Widerstände zum Beispiel laufen gehen. Immer wieder die Schuhe schnüren und versuchen, ihre Ziele und Wünsche zu erreichen. Das Leben kann einem ja schließlich manchmal schon ganz schön in die Hacken treten.

    Mich interessiert, was Menschen motiviert und wie sich möglicherweise ihre Prioritäten und Ziele im Laufe der Zeit und Erlebnisse verändert haben. Mein ganzes Leben z.B. hat sich durch meine Erkrankung komplett geändert. Und zwar wirklich komplett. Es blieb quasi kein Stein auf dem Anderen. Und das an einem Punkt, als ich eigentlich ganz andere Pläne hatte.

    Und was hat er vor?

    Bei mir geht’s nicht um „Immer weiter“, „Gib Alles“ oder „Leistung, Distanz und Pace um jeden Preis“

    Davon gibt es echt schon mehr als genug find ich. Und es geht an meinem Thema zielsicher vorbei.

    Mein Thema ist natürlich nicht so hochglanzkompatibel wie so viele künstlich aufgeblasene Blogging-Themen, aber ich glaube, es ist an der Zeit, auch mal über die andere Seite zu sprechen. Die dunkle Seite.

    Klar, ich stehe auch total darauf, meine Ziele erreichen zu wollen. Oder auch meine PBs zu knacken. Und ich bin ehrgeizig. Mit viel Hingabe und eisernem Willen, wenn es sein muss. Zusätzlich bin ich, wie so viele, ebenfalls ein totaler Zahlenfreak.

    Aber ich kenne durch die CED eben auch die Punkte im Leben, bei denen ich weiß:

    Jetzt biste krank. Und hier geht’s auch grad keinen Schritt weiter.

    Dann heißt es: Einen Schritt zurück. Tief durchatmen. Und schauen, was möglich ist.

    Das kann ja jeder sagen.

    Überlege ich mir vorher die perfekte Formulierung für jeden Beitrag? Bloß nicht.

    Ist es mir wichtig, dass alles geschliffen klingt? Auf keinen Fall.

    Sehe ich auf jedem Foto top aus? (lautes Lachen!)

    Ich erzähle von Dingen, die ich erlebe und die mich beschäftigen. Halt authentisch und ohne Schnickschnack. Das, was man Norddeutschen eben so nachsagt.

    Das passiert vermutlich nicht jeden Tag. Denn ehrlich gesagt passiert nicht jeden Tag etwas Außergewöhnliches. Wie bei den meisten Menschen. Es ist auch nicht meine Absicht, täglich irgendetwas zu schreiben, nur um etwas schreiben zu können. Sowas ist doch auch Blödsinn. Aber wenn mir etwas in den Sinn kommt, das ich spannend oder bescheuert genug finde, um davon zu erzählen, dann bin ich da.

    Zusammen ist man weniger allein.

    Vielleicht ist mein Blog ja auch eine Hilfe für Menschen, die (möglicherweise neu) von CED betroffen sind und sich fragen: „F*#K!…was soll ich denn jetzt machen?“

    Nach gefühlt endlosen Stunden bei Ärzten, einem Sack voller Medis und Gesprächen mit anderen Patienten in Wartezimmern weiß ich, dass Vielen im ersten Moment da oft Ratlosigkeit und auch ein bisschen Angst Hand in Hand zuwinken.

    CED können das Leben nämlich ganz schön auf den Kopf stellen. Ich musste und muss wahnsinnig viel improvisieren. Pläne verwirklichen zu wollen, ist jedes Mal wieder ein Abenteuer. Manche Dinge fallen ganz einfach aus, weil die Erkrankung ihren eigenen Kopf hat. Und sich oft verhält, wie ein richtig sturer Idiot.

    Wenn man in einem Schub steckt, gibt’s auch keine Verhandlungen mit dem Körper. Manchmal für Monate. Das ist meistens aber auch ok, da ich mich dann gar nicht danach fühle, Bäume ausreißen zu wollen. Und im Kopf bin ich in dieser Zeit trotzdem on the road und denke mir Projekte und Strecken aus, die ich angehe, sobald ich wieder fit bin. Ich hab immer ein paar hundert Kilometer Routen geplant, die nur darauf warten, unter die Schuhe genommen zu werden.

    Geduld hilft mir durch die schwierigen Zeiten.

    Die Lösung?

    Tja, ich glaube, die eine Lösung gibt’s wie immer nicht.

    Ich finde ja, man sollte sich über die schönen Dinge, die man hat, einfach freuen. Denn oft braucht’s gar nicht so viel für den Rest. Einfach auch mal zufrieden sein. Mein Leben ist schön. Mit Allem was passiert. Auch wenn Leute das oft nicht glauben können.

    Meine positive Einstellung hab ich mir trotz aller Hindernisse oder vielleicht auch grad deswegen bewahrt. Prioritäten ändern sich und man bekommt einen absolut klaren Blick, was wirklich zählt. Es geht darum, das Beste aus seinen Tagen zu machen. Aus allen Tagen. Und zu laufen macht einen schlechten Tag für mich einfach schon direkt zu einem besseren Tag.

    Laufen ist Freiheit und Leidenschaft und gibt mir auch in kranken Zeiten eine Mitte, die trotz mancher Rückschläge nie ins Wanken gerät.

    Es geht um etwas Ganzheitliches, das abgekoppelt von den üblichen Mechanismen funktioniert. Einfach nur das Beste für einen selbst. Für mich. Und damit auch für alle Anderen.

    CU.RUNNING.TODAY

    Schreibe einen Kommentar

    Cookie Consent mit Real Cookie Banner