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    Invisible Illness Runner: Presseecho

    Lesezeit: ca. 6 Minuten

    Liest sich irgendwie italienisch. Presiiko. Und fühlt sich auch grad an wie der letzte Sommerurlaub. Ich erhalte so viel positives Feedback aus allen möglichen Teilen des Landes, dass ich glaube, viele Menschen mit meiner Story zu erreichen.

    Heute gibt’s keine Fotos. Sondern eine Geschichte über die Tücken des Alltags, Sofakissengeometrie und davon, dass es viel mehr gute Menschen da draußen gibt als maulige Misanthropen.

    Willkommen im Leben.

    Seit Per Anhalter durch die Galaxis (ich verlinke das Buch jetzt absichtlich nicht, da man es sich auch schön um die Ecke im Buchladen kaufen kann) weiß man ja, dass sich nichts im Universum schneller ausbreitet als schlechte Nachrichten.

    Gute Nachrichten können das aber auch. Vermutlich nicht ganz so schnell, aber immerhin noch schnell genug. Nachdem ich mein letztes Every-Single-Street-Projekt vor einigen Wochen gefinished hab, ist meine Geschichte auf die Reise gegangen. Es zieht immer größere Kreise, wie ein Stein im Wasser. Oder Gravitatationswellen. Auch n spannendes Thema.

    Alpha Centauri und den Lesch kann man übrigens auch super zum Einschlafen hören. Aber zurück zu den anderen Wellen. Dass meine Projekte und mein Laufen an sich so hohe Wellen schlagen, hätte ich nicht erwartet, als ich damals 2014 das allererste Mal überhaupt gelaufen bin. Ich bin einfach los – 23 Uhr – zweieinhalb Kilometer – aus einer Laune heraus. Und ich hab seitdem einfach nicht wieder aufgehört.

    Gleichzeitig aber freuen mich diese vielen Reaktionen und das positive Feedback auf meine Abenteuer wirklich sehr. Weil es mir die Möglichkeit gibt, damit für ganz bestimmte und unbequeme Themen, die häufig viel zu sehr und viel zu schnell im Hintergrund verschwinden, eine Öffentlichkeit zu schaffen. Und seien wir mal ehrlich: viele dieser Dinge und Themen, die anderen Menschen möglicherweise Umstände bereiten oder sich nicht so richtig gut in deren Alltag integrieren lassen, fallen selbst bei Freunden und Familie schnell mal hinten runter.

    Da fallen schnell mal (möglicherweise unüberlegte) Sätze wie Das ist jetzt aber wirklich unpraktisch oder Das wird doch wohl irgendwie gehen. Diese Dinge und Themen, das Unpraktische, das sind unsere Leben. Die Einschränkungen von Menschen, die täglich davon betroffen sind. Damit leben, kämpfen oder auch daran verzweifeln. Diese Umstände dringen in den geordneten Alltag anderer Menschen ein und sind dadurch nicht sonderlich beliebt.

    Dabei besteht das Leben ja eben nicht nur aus strikter Ordnung, zementierten Abläufen und mit dem Geodreieck geordneten Sofakissen. Zu einem echten Alltag gehören genauso auch Dinge, die du nicht vorhersehen kannst. Diese nervigen und unpraktischen Umstände, das sind einfach wir Betroffene. Menschen. Betroffen von welcher Erkrankung oder Behinderung auch immer. Solche Sätze oder rollende Augen, die suggerieren, dass man grad einfach ne Belastung im durchgetakteten Tagesablauf ist, sind halt einfach nur kacke, respektlos und verletzend. Manchmal kommt das Leben dem Leben eben in die Quere. Welcome to the real world.

    Invisible Illness.

    Das Stichwort ist Unsichtbare Krankheit.

    Denn es geht mir ja nie nur ums laufen. Denn es gibt das eine nicht ohne das andere. Eine chronische Erkrankung bestimmt nicht selten den Tagesablauf oder auch die gesamte Lebensplanung.

    Eine sichtbare Erkrankung (oder auch Visible Illness) oder Einschränkung, wie zum Beispiel n apper Arm, erhält vermutlich häufig mindestens die Aufmerksamkeit, die angemessen ist, um seine Einschränkung nicht immer aufs Neue erklären zu müssen. Das ist nämlich wirklich ausgesprochen ermüdend. Ob es für eine solche Einschränkungen dann Verständnis gibt, kann ich als nicht Betroffener natürlich nicht beurteilen – allerdings würde mich das persönlich mal interessieren.

    Sollte es also betroffene Menschen geben, die dazu etwas sagen können: Nur zu. Meldet euch gern.

    Eine Unsichtbare Erkrankung allerdings macht es da ungleich schwerer. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich Sätze wie Das kann ich mir nicht vorstellen oder So schlimm wird es schon nicht sein (wenn ich dich grad hier draußen sehe) schon gehört hab. Und mein nächster Gedanke ist Dass du es dir nicht vorstellen kannst, ist ja eher dein als mein Problem ne (und diese Sätze sagen viel mehr über dich aus, als du gerade denkst).

    Eine solche Einstellung anderer Menschen wird aber irgendwann eben doch zum Problem. Und zwar dann, wenn sie versucht, einer betroffenen Person Schmerzen, Einschränkungen oder auch Behinderungen abzusprechen, nur weil man in ihren Augen offensichtlich nichts hat oder einfach kein fucking Highperformer ist.

    Ich persönlich bringe solche Gaslighter oder ableistischen Menschen mit zwei drei nachdrücklichen Alltagsbeispielen schnell dazu, zumindest die Klappe zu halten. Aber nicht jeder Mensch hat die Kraft, den Willen oder die Motivation, gefühlt täglich und immer wieder aufs Neue quasi fremde Menschen davon zu überzeugen, wie es einem wirklich geht. Auch ich hab nicht immer die Energie oder Bock darauf. Warum sollte ich auch? Anderen Menschen steht schließlich gar kein Urteil darüber zu, ob unser ganz persönliches Empfinden, unsere Gefühle oder was auch immer, in ihren Augen nun angemessen oder nicht sind.

    Wenn ein Mensch also darüber spricht, wie es ihm geht und was ihn bewegt, ist das Beste, was man erstmal tun kann: Ohren auf und Klappe zu.

    Like a rolling stone.

    Seit ich den medialen Stein ins Rollen gebracht hab, geht alles Schlag auf Schlag. Nach meinem zweiten Interview mit dem Stader Tageblatt, die mich schon seit meinem ersten Projekt begleiten, meldet sich eine Redakteurin der dpa bei mir. Sie wolle einen überregionalen Artikel über meine scheinbar ungewöhnliche Geschichte schreiben.

    So treffen wir uns in Stade und während es draußen frostig kalt ist, sitzen wir gemütlich in einem Café und unterhalten uns. Sie kommt gemeinsam mit Sina Schuldt, einer buchstäblich ausgezeichneten Fotografin der dpa, die im Anschluss noch wirklich coole Bilder macht. Ist n guter Tag und macht Spaß.

    Nach diesem Interview mit der dpa erscheint meine Geschichte bundesweit. Im Hamburger Abendblatt und dem NDR, dem Kölner Stadtanzeiger und der Leipziger Volkszeitung. Es ist ein Dominoeffekt, der viel Gutes auf den Weg bringt.

    Hannoversche Allgemeine Zeitung

    Vor einigen Tagen bittet mich die Frankfurter Rundschau um ein Interview. Wir sprechen lange miteinander und ich merke, wie mir bei jedem Interview neue Facetten, Erinnerungen oder Dinge einfallen, die ich teilen kann. Und bei jedem Gespräch unterstreiche ich meinen Fokus: Laufen und leben mit nem Handicap – und die Zufriedenheit an den kleinen und viel zu häufig unterschätzten Dingen des Alltags.

    Frankfurter Rundschau

    Die Sylter Rundschau ist mir, nebenbei erwähnt, ein besonderes Vergnügen. Vermutlich durch meine lange und sehr persönliche Verbindung zu Sylt. Neben Freunden, die dort leben, war dort unter anderem zum Beispiel meine allererste Laufveranstaltung – der 33,333 Kilometer lange Syltlauf. Ein echtes Abenteuer.

    Und überhaupt: Ich mag kleine Lokalredaktionen einfach. Die sind von unschätzbarem Wert, weil sie von den Geschichten aus dem Leben berichten, die genau vor unserer Haustür passieren – und sonst vielleicht unbemerkt vergehen würden.

    Ein gutes Verhältnis.

    Ich erhalte Feedback aus allen Ecken des Landes. Und lerne wirklich coole Menschen kennen. Bekannte schicken mir Fotos von Zeitungen, in denen meine Geschichte gedruckt ist. Ich habe Post im Briefkasten mit sehr persönlichen Zeilen darin und zahlreiche Mails und Nachrichten. Diese bestätigen mich einmal mehr darin, wie wichtig es ist, dass alle Menschen, auch wenn sie zum Beispiel krank oder behindert sind, eine wirklich gleichwertige Stimme und Aufmerksamkeit in der Gesellschaft bekommen. Ich freue mich, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann.

    Aber das Wichtigste, das ich daraus mitnehme: Es gibt da draußen viel mehr gute Menschen als maulige Misanthropen. Die sind halt oft nur lauter.

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