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    Laufen vs. Yoga: Ein Duell der Gewinner

    Lesezeit: ca. 5 Minuten

    Der uralte Battle zweier Superstars. Aber wer entscheidet das Duell denn jetzt für sich?

    Grad sitz ich in der Sonne, schaue aufs Wasser und habe überhaupt nichts zu tun. Und das ist absolut das Richtige in diesem Moment. Hinter mir haben sich einige Leute zum Yoga getroffen. Ich höre die mantra-artigen Ansagen der Yoga-Lehrerin und verschwinde selbst immer mehr im Rhythmus der Gruppe. Oder ist das etwa nur die Ruhe vor dem Sturm?

    Ein Tipp für die Männer: Traut euch – Yoga beißt nicht

    Die viel zu laute Straße, etwa 50 Meter entfernt, wird leiser und leiser und irgendwann ist das Einzige, was von ihr bleibt, die Erkenntnis, wie nervig Autos im Grunde doch eigentlich sind. Und je länger ich so vor mich hin dämmere, wird mir klarer, wie ähnlich sich Yoga und das Laufen doch eigentlich sind. Kein Sturm. Nur noch Ruhe.

    Unverhofft kommt oft.

    Gestern war ich noch zu einer Tour unterwegs, um die letzten Lücken meines Laufreviers (das ich mittlerweile bis nach Hamburg ausgedehnt hab) zu schließen. Ist ein Teil meines neuen Side-Projects: Every Single Street – Die Hinterland-Edition

    Meine Strecke sah auf den ersten Blick eher, sagen wir mal langweilig aus und ich hab auch nicht allzu viel davon erwartet. Bei manchen Strecken weiß man ja vorher schon, dass da die eine oder andere coole Ecke wartet. Gestern aber ging es viele Kilometer in die eine Richtung und dann, ebenso viele Kilometer, auf einem anderen Weg zurück. Zum Ende hab ich noch alle Straßen von Seehof durchstreift, aber bis dahin: keine Highlights, keine besonderen Vorkommnisse und keine Ablenkung. Aber gerade dadurch war es etwas Besonderes.

    Fotos hab ich auf meiner Strecke keine gemacht. Dafür war ich vermutlich viel zu entspannt unterwegs.

    Nur eine Karte. Der Rest ist eurer Phantasie überlassen.

    Keine Ablenkung. Eigentlich ist so etwas unbezahlbar. Allerdings kommt es mir so vor, als wenn immer mehr Menschen versuchen, genau das mit allen Mitteln zu vermeiden. Sie lenken sich permanent mit irgendwas ab, nur um sich vermutlich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen. Man könnte ja schließlich genau jetzt (wenn man nen Nachmittag zufällig nichts zu tun hat) mal den Keller aufräumen. Oder jede freie Minute mit irgend nem Blödsinn vollpacken.

    Hauptsache keine Zeit haben, um mal richtig zur Ruhe zu kommen. Und so sind sie permanent getrieben und kommen doch niemals irgendwo an. Ich selbst finde genau die Momente, in denen der Kopf an nichts zu denken und nichts zu tun hat, besonders wichtig. Man kann einfach mal Löcher in die Luft gucken und hat die Möglichkeit, im Zustand völliger Unproduktivität Nutzlosigkeit wichtige von unwichtigen Dingen zu unterscheiden.

    Im Flow.

    Da ist er wieder, von dem immer alle sprechen. Anfangs ziert er sich gern ein wenig. Aber irgendwann, wenn man gar nicht mehr daran denkt, merkt man plötzlich, dass man mitten drin steckt. Man spürt seinen Körper durchs Laufen auf eine ganz neue Art und Weise. Manchmal merkt man, dass man stärker und schneller wird, und manchmal merkt man auf die ganz harte Tour, wenn man am Limit oder drüber weg ist. Aber was auch immer, man hat (finde ich jedenfalls) viel mehr von sich selbst.

    Allein das Gefühl und auch das Wissen, egal wohin ich möchte, ich kann einfach dorthin laufen, ist unbezahlbar. Wirklich ein bisschen wie Forrest Gump. Ich möchte raus aus der Stadt? Ok. Oder ich bin im Urlaub irgendwo auf der Welt und will mir alle spannenden Ecken der Stadt auf eigene Faust erlaufen? Kein Problem, los geht’s.

    Vor einiger Zeit hab ich Rom, Verona oder auch Paris und Wien in meinen Laufschuhen auf eine ganz spezielle Weise kennengelernt. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Man schafft eine wirklich echte Verbindung zu sich selbst. Man lernt, darauf zu hören, wie man atmet – eigentlich ja etwas Selbstverständliches. Und eben noch eine Parallele zum Yoga. Denn wenn man mal ganz bewusst darauf achtet, merkt man zum Beispiel erst, wie lang eine einzelne Minute sein kann. Beim Yoga hat man die Möglichkeit, auch die hinterste Ecke des Körpers kennzulernen.

    Bisher hab ich zum richtigen Einstieg ins Yoga ja noch nicht den hundertprozentigen Zugang gefunden, aber ich bin interessiert daran. Ich vermute, dass mir dabei im Moment noch n bisschen das Unvorhersehbare fehlt. Wobei andere Menschen (so wie ich aufs Yoga) ganz genauso reagieren, wenn ich manchmal davon erzähle, dass ich Kilometer um Kilometer laufe und dabei stundenlang mit niemand rede.

    Laufen und Yoga: der purrfekte Flow

    Wär mir ja zu langweilig ist ne klassische Reaktion. Ich denk dann manchmal, dass die Leute es vielleicht einfach mal ausprobieren müssen – dann gefällt es ihnen bestimmt genauso gut wie mir. Aber dann denke ich daran, was mir mal jemand gesagt hat: Jeder Mensch hat eine andere Motivation. Das Laufen ist meine, Yoga die von manchen Anderen. Also immer ruhig mit den jungen Pferden. Allerdings kann man ja ruhig mal in den Bereich der Anderen reinschnuppern ne.

    And the winner is: you

    Anstatt das Ganze in zwei Lager zu teilen, ist’s vermutlich viel schlauer, ein Team daraus zu bilden. Wer nur läuft (so wie ich), trainiert im Grunde viel zu einseitig (so wie ich). Das merkt man dann ganz schnell, wenn man auch mal etwas anderes ausprobiert und plötzlich (viel schneller als erwartet) an eigentlich ganz einfachen Dingen scheitert. Ihr könnt ja zum Beispiel mal checken, wie gut euer Gleichgewicht mit Augen zu auf einem Bein ist. Gar nicht so einfach oder?

    Völlig verrückte Idee Leute: Man läuft ganz easy irgendwo hin, wo es einem so richtig gut gefällt, in den Wald oder an den Strand, legt da ne Yoga-Session ein und läuft danach total entspannt zurück nach Haus. Das Beste aus zwei Welten. Crazy.

    Dabei steht der Körper auf Abwechslung. Warum sollte man sie ihm dann nicht einfach bieten? Alle Fulltime-Yogis können zum Beispiel etwas ganz Neues für sich entdecken, wenn sie einfach mal ne Runde um den Block drehen.

    Und an die Runner: Kauft euch einfach mal eine 5er-Karte und gebt Yoga ne Chance. Alle können dabei nur gewinnen. Denn es schadet ja weder der Läufer-, noch der Yogi-Fraktion, einfach mal über den eigenen Tellerrand zu schauen.

    My verdict: Ich bin eindeutig Team Pro! Pro Laufen! Pro Yoga! Pro…biert einfach mal was Neues aus!

    Von weiter weg höre ich grad eine Trommelgruppe. Noch ein neuer Rhythmus. Ich glaub, die guck ich mir mal an.

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