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    Running Addict

    Lesezeit: ca. 5 Minuten

    Du bist ja laufsüchtig. Den Satz hab ich mehr als ein Mal gehört. Ob er stimmt? Kein Stück. Ich hab einfach nur total viel Spaß, sobald ich in meinen Laufschuhen stecke. Das ist ein Unterschied.

    Ich hab quasi die Frage Hab ich eigentlich eine richtige Leidenschaft für etwas? erfolgreich beantworten können. Diese Frage hab ich mir häufiger mal gestellt, wenn ich andere Menschen gesehen habe, die mit voller Begeisterung etwas tun. Und irgendwann fiel mir auf, so ganz nebenbei, dass ich meine Leidenschaft ja seit Jahren längst gefunden hab, ohne etwas davon zu wissen.

    Jeder Mensch hat ein Talent.

    Ich bin (wenigstens glaub ich das im Moment) weder ausgesprochen musikalisch (allerdings mit Spaß dabei und das macht vieles wett) und auch kein begnadeter Maler. Ich kann nicht schwimmen und lerne auch Sprachen nicht in vier Wochen. Dafür kann ich andere Dinge und mich für Vieles begeistern.

    Es gibt immer viel mehr Sachen, die man nicht kann, als es umgekehrt ist. Zum Glück ist das so, weil das eben 1000 Möglichkeiten bietet, Dinge auszuprobieren. Und was gibt’s denn bitte Besseres, als nicht zu wissen, was einen erwartet?! Unter anderem auch dieses Gefühl hat mich zu einem Straßenläufer gemacht.

    “Enthusiasm is by far the highest paid quality on earth, probably because it is one of the rarest; yet it is one of the most contagious.”

    Frank Bettger

    Es muss doch stinklangweilig sein, wenn man glaubt, alles super zu können – ein fürchterlicher Gedanke find ich. Und genau deswegen sollte man sich auch nicht allzu sehr stressen, wenn das eigene Talent oder die 100%ige Begeisterung, einem bisher vielleicht noch nicht über den Weg gelaufen ist.

    Sucht oder Flucht?

    Ist beides halt irgendwie kacke, weil’s mit festen Händen die Tür zu etwas Besserem zu hält. Aber ab wann ist man denn jetzt eigentlich laufsüchtig? Jeder Mensch gibt einem darauf vermutlich ne andere Antwort.

    Zur Sucht wird das Laufen (oder auch andere Dinge im Leben) meiner Meinung nach, wenn man sich objektiv selbst damit schadet und es trotzdem nicht lassen kann.

    Wenn man laufen geht, obwohl es unvernünftig wäre. Du kannst ja zum Beispiel verletzt, angeschlagen oder krank sein. Oder auch einfach mal (und gerade dieser Punkt wird immer viel zu schnell abgetan!) überhaupt keinen Bock haben.

    Wenn man sich so durch Tipps und Tricks liest, und manchmal bleiben diese einem besonders bei Insta ja nicht erspart, dann soll man ja immer den eigenen Schweinehund überwinden. Jeden Tag. Und besonders, wenn man keine Lust hat, am besten doppelt hart trainieren, um dem Schweinehund zu zeigen, wer der Boss ist. Erst dann hätte man die richtige Einstellung. Was für’n Bullshit.

    Es ging bis in den Keller

    Und vor allem: wozu? Ich büße ganz bestimmt nichts von meiner Leistungsfähigkeit ein, nur weil ich mal n Tag nicht draußen bin, sondern statt dessen aufm Sofa hänge und Serien gucke. Eher würde ich ins Leistungsminus kommen, wenn ich mich TROTZ einer angeschlagenen Gesundheit (über)fordere. Und wenn man erstmal an diesem Punkt ist, bzw. ihn überschritten hat, zahlt man mit jeder weiteren Überforderung oder Folgeverletzung gefühlt exponentiell drauf.

    Abgesehen davon, und als chronisch kranker Mensch bin ich da ein Experte, kenne ich den schmalen Grat zwischen ‚geht grad noch‘ und ‚Überlastung‘ ganz genau. Mein Körper verpasst mir da nämlich unmissverständlich ne richtige Schelle. Und da ein Krankheitsschub seinen eigenen Kopf hat, kenn ich mich mit unerwarteten Leistungseinbrüchen übrigens aus. Allerdings ist das in dieser krassen Form wirklich lange nicht passiert. Klopf auf Holz.

    Wenn der Kopf ganz klar sagt, dass er heute wirklich nicht will, ist das völlig ok und ich muss nicht auf Zwang gegen mich selbst arbeiten. Übrigens: Nicht selten meldet sich der Kopf schon vor dem Körper, wenn er gern mal ne Pause hätte (die vielleicht nicht auf dem [allzu] ausgeklügelten Trainingsplan steht).

    Der Lachkmusstest.

    Ich glaube, es ist tatsächlich n ganz guter Indikator, sich selbst mal zu fragen, ob du die Laufschuhe schnürst oder die Schuhe dich einschnüren. Und um nochmal auf das unglaublich schlechte Wortspiel in der Überschrift einzugehen: ob du über dein vielleicht schönstes Hobby noch genauso lachen kannst, wie du es am Anfang vielleicht (und hoffentlich) konntest. Man sollte nicht vergessen, dass es eigentlich nie um die allerletzte Sekunde geht.

    Eine Oase des Nichtstuns

    Ich zum Beispiel kann auch super n paar Tage nicht laufen gehen, obwohl das Wetter perfekt und ne schöne Strecke geplant ist. An solchen Tagen komme ich am Tag vielleicht auf 2000 oder 3000 Schritte – also quasi nix. Mich plagt dann aber weder n schlechtes Gewissen, noch habe ich das Gefühl, dass ich etwas verpasse oder irgend n Ziel nicht erreichen würde. Ich genieße ganz einfach das Nichtstun. Und starte morgen, wenn der Körper und der Kopf sagen: Let’s go

    Wenn man in verschiedenen Laufgruppen mitliest, merkt man schnell, dass bei einigen Laufenden ein scheinbar unglaublicher Druck besteht, immer abliefern zu müssen. Da werden online von anderen (völlig fremden) Menschen fachmedizinische Laienmeinungen eingeholt, um weiterlaufen zu können. Damit wenigstens das eigene Gewissen eine (vollkommen substanzlose) Rückversicherung hat à la ‚Hat den anderen ja auch nicht geschadet‘.

    Sucht. Eine Definition.

    Es wird mit nem kaputten Körper weitergelaufen und gelitten. Es werden Schmerzen ignoriert oder sich das Ganze, im schlimmsten Fall, sogar selbst noch auf der Haben-Seite unter ‚echter Fighter‘ gutgeschrieben. Aber es wird nicht aufgehört. Um keinen Preis. Die Anerkennung Anderer scheint da auch n wirklich treibender Faktor zu sein. Aber Du bist kein schwächerer Runner, wenn du einfach gut auf dich selbst aufpasst. Du bist dadurch stärker – und wirst viele Jahre mehr Spaß am Laufen haben.

    Ich glaube nicht, dass irgend ein Profi voll durchzieht, wenn er zum Beispiel verletzt oder krank ist. Eben weil das schon ganz schön blöd wäre und mehr schadet als nutzt. Es ist also kein wirklich smarter Move, zu glauben, immer All-In gehen zu müssen. Wenn man merkt, dass der Spaß weniger, der Stress aber stetig größer wird, sollte man sich auf jeden Fall n bisschen im Auge behalten. Oder auch Hilfe suchen, damit man am Ende nicht selbst auf der Strecke bleibt.

    Die geheime Formel…

    … gibt es nicht. Zu Laufen bringt einfach nur richtig Bock!

    Das war’s. Keine Tricks. Kein Geheimnis. Nichts. Es ist eine Synchronität, wenn man etwas gefunden hat, dass einen immer wieder aufs Neue begeistert. Meine Motivation ist meine Leidenschaft und meine Leidenschaft ist meine Motivation. Ist genau wie unterwegs: Die Atmung ist synchron zu meinen Schritten und meine Schritte sind synchron zu meiner Atmung. Es ist einfach der perfekte Flow.

    Tu das, was du machst mit Leidenschaft. Dann wird es auch gut. Und selbst, wenn es mal nicht gut wird, tust du es wenigstens gern. Und dass ist es doch, worauf es am Ende ankommt.

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